Neue Verlage - Teil 5 (E-Books): Frohmann Verlag

Und weiter gehts in unserer Reihe, in der wir neue Verlage vorstellen. Diesmal geht es um den Frohmann Verlag, der ebenfalls voll auf E-Books setzt.

Christiane Frohmann (Bild via www.fuenfbuecher.de)
Christiane Frohmann (Bild via www.fuenfbuecher.de)

Christiane Frohmann, die den Verlag 2012 in Berlin gegründet hat, schreibt uns: "Der Frohmann Verlag existiert seit 2012, aber er hatte ein Vorgängerprojekt, das 2011 zusammen mit dem Digitalberater Sascha Lazimbat gegründete experimentelle Imprint eriginals berlin. Bei eriginals ging es eher startupig zu, das Programm war sehr breit und auf kommerzielles Funktionieren hin angelegt, was letztlich nicht ganz so mein Ding war, aber ich habe dabei unglaublich viel gelernt, einfach, indem ich es gemacht habe. Frohmann ist im Vergleich dazu eher ein Liebhaberprojekt, das sich aber trotzdem irgendwann wirtschaftlich rechnen soll. Der Verlag ist in Berlin ansässig, aber mindestens ebenso sehr im Internet."

Was sind Deine Programmschwerpunkte?
Mein verlegerisches Interesse gilt neuen ästhetischen Formen und deren kulturwissenschaftlicher Beschreibung. Ich habe mehrere E-Books mit Twitterbezug im Programm, Titel von Anousch Mueller, Ute Weber, Wondergirl, Anke Fitz, Roman Held und Jan-Uwe Fitz, dann die von Stephan Porombka herausgegebene Poetologie "Über 140 Zeichen" und schließlich den literaturwissenschaftlichen Text "Twitteratur. Digitale Kürzestschreibweisen" von Jan Drees und Sandra Annika Meyer. Es gibt einen Titel über 'Internetkatzen' und bald einen über Selfies. Styles sind ein weiteres Thema, etwa in "Mode und Identität" von Barbara Kurtz. Berlin ist kein ausdrücklicher Schwerpunkt, aber bei meiner mit der Stadt gehenden Arbeits- und Lebensweise zwangsläufig immer wieder ein Thema, so etwa beim alle sechs Monate in einer neuen Version erscheinenden "Berlin Unschick". Überhaupt werden zwischen Blog und E-Book schwebende Anthologien zukünftig formal im Zentrum stehen. Ganz wichtig ist mir auch das Ausloten einer Ästhetik des E-Books, schließlich bin ich Literaturwissenschaftlerin und beobachte meine Kollegen und mich ständig beim Tun. Die von Leander Wattig herausgegebene Reihe Frohmann Perspectives wird sich zusätzlich mit der Zukunft des Publizierens beschäftigen.

 

Wieviele Leute arbeiten im Team?
Der Frohmann Verlag, das bin ich, Christiane Frohmann, im Wechselspiel mit verschiedenen externen Mitspielern: der klassischen Buchgestalterin Ursula Steinhoff, die im englischen Bath lebt und von dort aus meine Cover designt, der Herstellerin Tina Giesler von Type:area in Bochum und den Vertriebsexpertinnen Ellen Vorac und Janni Froese, die meine Hauptansprechpartner im Berliner Büro von Zebralution sind. Auch das Verhältnis mit meinen Autoren und Herausgebern ist sehr eng, insgesamt ist alles ziemlich freundschaftlich. Wichtig ist auch der Input meines Mannes, der mir oft hilft, im Gespräch blinde Flecke in meinen Überlegungen zu bemerken. Als ausgesprochene Literaturperson neige ich dazu, ab und zu die Businessseite komplett zu vergessen ...

Wie findest Du Deine Autoren?
Ich sehe Leute im Netz, die mich interessieren, durch ihre Themen oder ihren Stil, oft durch beides, das sind dann die schönsten Projekte. Diese Menschen spreche ich dann an und bitte sie um einen ganz bestimmten Text, einen, der schon im Raum steht oder einen, den ich für sie sehe, das ist sehr unterschiedlich.

Was macht Ihr anders als andere Verlage?
Ich setze mich selbst wie einen ästhetischen Filter ein, der Vorhandenes sichtbar macht, verstärkt oder leicht modifiziert. Alles ist höchst subjektiv, vielleicht manchmal auch willkürlich, aber das Ergebnis scheint nicht nur auf mich, sondern auch auf andere Menschen interessant und plausibel zu wirken. Kommerziell ist der Frohmann Verlag bislang kein großer Erfolg, aber produktions- und wirkungsästhetisch könnte ich nicht zufriedener sein.

 

Warum nur E-Books? Was ist hier Deine Strategie?
Ich denke immer wieder an Print und immer verwerfe ich den Gedanken letztlich wieder. Versionierbare E-Books passen zu meinen offenen, mit dem Flow gehenden Projekten, außerdem geben mir die überschaubaren finanziellen Risiken größtmögliche ästhetische und ideologische Autonomie. Klar, es ist auch ein Differenzierungsmerkmal, die meisten anderen Digitalverlage sind nicht konsequent E-Book only. Was darüber hinaus wichtig ist: Meine Autoren und ich, wir lernen, indem wir auf die Kiste mit den haptischen, duftenden Büchern, auf denen vorne unser Name prangt, verzichten, von unserer singulären Bedeutung abzusehen und so an etwas mitzuwirken, das größer ist als wir. Der "Tod des Autors" nicht als Lippenbekenntnis, sondern als Befreiung. Das finde ich schön.

Aktuelle Neuerscheinungen:
Zuletzt sind die von Stephan Porombka herausgegebenen Twitter-Werkstattberichte in "Über 140 Zeichen", ein halb von Sylvia Lundschien kulturwissenschaftlich geschriebenes, halb von Thomas Götz von Aust zusammenphantasiertes E-Book über Winkekatzen und das von mir herausgegebene offene E-Book "Berlin Unschick" erschienen.



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