Im ersten Teil dieser Reihe haben wir bereits zwei frisch gegründete Verlage kennen gelernt. Auch heute stellen wir kurz zwei Verlage vor, die sich v.a. dem gedruckten Buch widmen: Den Guggolz Verlag und den Verlag für Kurzes.
Der Guggolz Verlag, 2014 in Berlin gegründet, widmet sich vor allem Neuausgaben und Wiederentdeckungen von vergessenen Autoren. Die Fragen beantwortete uns Verlagsgründer Sebastian Guggolz.
Was sind Eure Programmschwerpunkte?
Der Schwerpunkt liegt auf Neu- und Wiederentdeckungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie werden in Neuübersetzungen und mit Nachworten präsentiert. Geografisch gibt es auch einen
Schwerpunkt, und zwar auf Ost- und Nordeuropa.
Wie viele Leute arbeiten im Team?
Im Büro arbeiten wir zu zweit, neben mir noch Maren Baier (die hauptsächlich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betreut). Bei der Gestaltung arbeiten wir frei mit einem Gestalter, Mirko Merkel,
zusammen, außerdem gehört natürlich noch das Vertreterteam dazu, das sind Nicole Grabert, Christiane Krause und Regina Vogel von indiebook.
Wie findet Ihr Eure Autoren?
Autoren ergeben sich aus der eigenen Lektüre, was einem da immer schon mal aufgefallen ist, aber ich suche nun natürlich auch gezielt nach möglichen Titeln und Autoren, die neu aufgelegt werden
könnten. Es gibt fast unerschöpflich viele Autoren, die zu ihrer Zeit nicht angemessen gewürdigt wurden und die heute praktisch nicht mehr bekannt sind. Die wurden dann beispielsweise in den
Fünfzigerjahren mal übersetzt, mittlerweile aber kennt keiner mehr den Namen, geschweige denn die Bücher. Und dann schlagen auch noch Übersetzer Autoren vor, das ist natürlich gerade bei bisher
noch gar nicht übersetzten Autoren wichtig.
Was macht Ihr anders als andere Verlage?
Wir erfinden natürlich nicht das Verlagsgeschäft neu. Aber wir konzentrieren uns auf ein sehr spezifisches Segment, eben Neuausgaben von vergessenen oder zu kurz gekommenen Autoren. Und dann
legen wir noch Wert auf eine besondere, gute Ausstattung der Bücher, wir wollen ein wirklich lesendes Publikum bedienen. Das umfasst dabei sowohl die herstellerische (gutes Papier, schöne
Gestaltung), als auch die editorische (Nachwort, Glossar, Neuübersetzungen) Ausstattung.
Veröffentlicht Ihr auch E-Books/Digitale Versionen der Bücher? Was ist hier Eure Strategie?
Das ist noch nicht so ganz entschieden. Wir wollen nicht aktiv auf den digitalen Markt setzen, dazu eignen sich die Titel und unsere ganze Herangehensweise an das Medium Buch auch nicht.
Andererseits wollen wir jedoch dem Leser so weit wie möglich entgegenkommen. Deshalb suchen wir gerade noch nach einer guten Lösung, um unsere Bücher auch digital anbieten zu können, wenn das
gewünscht ist.
Wann erscheint das erste Programm?
Die ersten beiden Bücher erscheinen im August, rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse. Es ist zum einen Frans Eemil Sillanpää, der einzige finnische Literaturnobelpreisträger, mit seinem großen
Epos über Finnland »Frommes Elend« (in Finnland erstmals erschienen 1919), in dem er die sozialen und politischen Umbrüche in Finnland bis zur Revolution 1918, also bis zur Unabhängigkeit des
Landes, schildert. Bisher war das Buch nur indirekt über das Schwedische ins Deutsche übersetzt, es wird also die erste Übersetzung direkt aus dem Finnischen sein.
Das andere Buch ist »Zwei Seelen« (erschienen auch 1919) von Maxim Harezki, einem weißrussischen Autor, das die Ambivalenz und innere Zerrissenheit der Beteiligten im Russischen Bürgerkrieg aus
weißrussischer Perspektive beschreibt. Dieser Roman war noch nie übersetzt, es ist also eine Neuentdeckung in deutscher Sprache.
Schon ein bisschen länger, nämlich seit 2011, betreibt Marion Lili Wagner in Potsdam den Verlag für Kurzes. Wie der Name schon sagt widmet sich das Programm eher den kürzeren Erzählformaten.
Was sind Eure Programmschwerpunkte?
Der Verlagsname ist Programm, also die Kürze: Kurze Geschichten, Erzählungen, Essays, auch Gespräche (kurze natürlich) und neuerdings auch Mikrogeschichten. Das sind Geschichten, die aus nur
wenigen Sätzen bestehen. Ich habe auch den Blog mikrogeschichten.de gestartet, um dieses neue literarische Genre bekannter zu machen.
Wieviele Leute arbeiten im Team?
Ich mache den Verlag alleine und arbeite mit freien Lektoren und Grafikern zusammen.
Wie findet Ihr Eure Autoren?
Die ersten Autoren und ihre Texte kannte ich bereits, andere wurden mir empfohlen, Susanne Henke, die Kurzkrimis schreibt, habe ich auf Twitter entdeckt. Und mittlerweile kommen viele Autoren auf
mich zu.
Was macht Ihr anders als andere Verlage?
Auf Anhieb fallen mir zunächst eher die Gemeinsamkeiten mit den anderen Indie-Verlagen ein, z.B. die freundschaftlich-familiäre Atmosphäre mit den Autoren.
Typisch für den Verlag für Kurzes ist die Freiheit, immer wieder Neues auszuprobieren und der Entwicklung des Verlages viel Spielraum zu lassen. Als wir unsere Zettelbiografien-Aktion für die
Leipziger Buchmesse 2013 planten, konnte ich im Vorfeld überhaupt nicht einschätzen, wie sie angenommen wird. Dass es dann ein großer Erfolg wurde, hat mich sehr gefreut, aber wenn Ideen
scheitern oder sich nicht verwirklichen lassen, finde ich das auch nicht schlimm bzw. denke ich, dass das dazugehört.
Veröffentlicht Ihr auch E-Books/Digitale Versionen der Bücher? Was ist hier Eure Strategie?
Momentan gibt es im Verlag für Kurzes vorwiegend gedruckte Veröffentlichungen, unsere „großen“ Bücher gibt es auch als eBook. Wir werden in etwas weiterer Zukunft sicherlich auch mehr Digitales
anbieten, möglicherweise einiges auch ausschließlich digital.
Aktuelle Neuerscheinungen
Ganz neu im Programm sind die Mini-Bücher (14,8 x 9,5 cm, 24-28 Seiten, 3,- Euro), die eine einzelne Geschichte oder viele Mikrogeschichten enthalten.
Mehr lesen:
Neue Verlage - Teil 1 (Print):
kladdebuchverlag und Fuchs & Fuchs Verlag
Neue Verlage - Teil 2 (Print): Guggolz
Verlag und Verlag für Kurzes
Neue Verlage - Teil 4 (E-Books): CulturBooks und autorenedition sarabande
Neue Verlage - Teil 5 (E-Books): Frohmann Verlag