Das Schönste am Verlegen von Kinderbüchern ist, wenn Kinder selbst kreativ werden. Im November haben wir einen kleinen Schreibwettbewerb ausgeschrieben. Die Aufgabe hieß: Schreib eine Taxigeschichte, in Anlehnung an die beiden "Hey, hey, hey, Taxi!"-Bücher von Saša Stanišić und Katja Spitzer.
Über 30 Einsendungen haben uns erreicht, teils mit Zeichnungen, teils mit liebevollen Rechtschreibfehlern – aber immer mit Witz und tollen Ideen.
Die Jury - bestehend aus Saša Stanišić und Katja Spitzer - hatte es wirklich nicht leicht, aber konnte sich am Ende doch auf drei Gewinner*innen einigen:
Amadei, 7 Jahre
Luise 8 Jahre
Milosz, 11 Jahre
Unten findet ihr die drei Geschichten zum Nachlesen.
Viel Freude!
Amadei, 7 Jahre: "Gefährliches Schwimmbad"
Hey, hey, hey, ich steige in ein Taxi und ich sage: „Bitte zum Schwimmbad." Im Schwimmbad sind ganz viele Haie. Aber ich habe keine Angst. Ich steige in einen Metall-Forscherkäfig und hänge ein Netz mit Fischen auf. Da kommt schon der erste Hai. Er klaut meinen ganzen Fisch. Da kommt der zweite Hai und zerbeißt das Gitter. Ich bleibe aber ruhig. Der Hai schwimmt weg. Da kommt der dritte Hai und klaut meine Schwimmflossen. Da kommt der vierte Hai und sagt: „Moin". Er nimmt ein Kartenspiel, das auf seinem Rücken liegt. Er sagt: „Können wir Karten spielen?" Ich sage: "Ja." Dann spielen wir zehn Runden Karten. Fünf Mal gewinne ich und fünf Mal der Hai. Dann sage ich: „Kannst du mich bitte nach oben bringen? Ich kann nicht mehr nach oben schwimmen." Da sagt der Hai: „Ja, gerne." Ich bedanke mich und fahre nach Hause, nach Hause zu dir.“
Luise, 8 Jahre: "Das Hexenklo"
Hey, hey, hey, ich steige in ein Taxi und im selben Moment verwandelt es sich in einen Besen. Die Fahrerin ist eine Hexe. Die Hexe sagt: "Das Klo ist kaputt". Ich frage die Hexe, wie das passiert ist. Sie sagt: "Mein Drache ist erkältet. Als er niesen musste, hat er aus Versehen das Klo angekokelt. Das war sehr gruselug, weil ich gerade in dem Moment dringend aufs Klo musste." Sie meinte natürlich gruselig, aber das ist ja egal. Ich frage, ob sie es schon beim Klempner versucht hat. Die Hexe sagt: "Nein, aber ich kann's ja mal versuchen." Und dann zaubert sie: Ene, mene, sämtna, ich brauche einen Klempner, hex, hex. Und was kommt? Richtig. Eine Sekunde später kommt erst einer und dann jede Sekunde einer dazu.
Als es so ungefähr 20 Klempner im Klohäuschen der Hexe sind, hat sie genug und schickt sie alle raus. Wir setzen uns alle ins Taxi, also auf den Besen und weil der Besen jetzt 10 Meter lang ist, müssen wir noch zum Besenstop 6 zum Nachtanken fliegen. Danach geht es weiter zu Zauberlack, um Rohrzangen und so allerlei, was man zum Klempnern braucht, zu kaufen. Und ich, die 20 Klempner und die Hexe reparieren das Hexenklo.
Die Hexe bedankt sich. Anschließend sage ich zur Hexe: "Ich möchte jetzt nach Hause, nach Hause, zu dir."
Milosz, 11 Jahre: "Grünweißes Taxi"
Hey hey, hey, ich steige in ein Taxi und das Taxi ist ein ... grün-weißer Ball. Glatt, glänzend, freundliches Gesicht. Ich setz mich rein, gleich neben die Lavadekolampe. Plüschkissen, dezenter Minzeduft.
Der grün-weiße Taxifahrer-Ball fragt mich gleich. „Hallo, wo wollen Sie denn hin?“
Ich antworte etwas geschafft: „Moin, na, zur Arbeit natürlich, wo sonst? Bitte etwas zügig, bin spät dran“.
Der Taxifahrer lacht ein tiefes, wohltönendes Lachen und beginnt, geschmeidig zu rollen. „Nur keine Hektik, mein Freund. Hektik ist Gift für die Seele. Und ehrlich gesagt, ich bin recht neu in dem Job. Ich wollte mich beruflich verändern, weißt du?“
Ich hebe eine Augenbrauen. „Neu im Job? Was haben Sie vorher gemacht?“
„Fussball“, erklärt er, während er elegant um eine Kurve rollt, vorbei an einem erstaunten Rentner mit zwei Dackeln. „War jahrelang im Dauereinsatz, immer wieder die Rasenfläche rauf und runter dann BÄM und KRACH und RUMS. Kein Respekt, kein Danke. Meine Bedürfnisse: völlig Banane! Irgendwann dachte ich: Das muss ich ändern. Also habe ich mich umgeschult.“
„Zum Taxi?“
„Genau! Ich wollte Menschen helfen, sie von A nach B bringen, und mal ehrlich: Rollend bin ich ein Naturtalent!“
Gerade wollte ich fragen, wie er das mit den engen Straßen hinkriegt, da saust der Ball plötzlich senkrecht ein Hochhaus hoch.
„Ähm.... Was machen wir hier?“ Frage ich irritiert, während ich mich an der Lavalampe festklammere.
„Abkürzung! Vertrau mir, ich kenne den Weg!“
Oben angekommen, springt der grün-weiße Ball mit einem eleganten Satz über eine Dachterrasse, wo eine Yoga-Gruppe uns applaudiert, und landet sanft auf der Straße darunter. „Wow, beeindruckend“, murmele ich meine Krawatte richtend.
„Danke! Ich arbeite noch am Timing“, antwortet der Ball und rollt entspannt weiter. „Weißt du, es ist echt befreiend, die bekannten Wege zu verlassen. Das hat mir als Fußball total gefehlt – das Kreaktive, das Unkonventionelle!“
Ich nicke, während wir an einer roten Ampel haltmachen. Doch statt zu stehen, dreht sich der Ball einmal um die eigene Achse und schaltet die Mini – Karaoke – Maschine an.
„Bisschen Musik?“ Da ertönt schon Waka, Waka von Shakira. Der Ball schaukelt freudig hin und her, die Lavalampe und ich schaukeln mit. „Grün! Der Ball rollt los, macht einen chilligen Schlenker durch einen Donut-to-go- Laden („Das sind die besten, vertrau mir!“) und parkt schließlich Millimeter genau vor meinem Büro.
„Da wären wir da!“
Ich steig aus, leicht schwindlig, aber auch irgendwie erfrischt. „Danke.... äh Herr... Ball.“
„Immer wieder gerne! Und denk dran: schön sutsche bleiben!“
Er zwinkert - das kannst du mir ruhig glauben - und rollt pfeifend davon. Ein freundlicher grüner Punkt am Horizont.
Noch etwas benommen betrete ich das Büro. Meine Chefin sieht mich an und sagt perplex. „Ihr Sakko ist voller Puderzucker!“. „Ich weiß, das ist eine lange Geschichte.“
Und hier geht es zu den beiden Taxi-Bänden:
Hey, hey, hey, Taxi!
von Saša Stanišić & Katja Spitzer
ISBN 978-3-948722-05-0
Hey, hey, hey, Taxi! 2
von Saša Stanišić, Nikolai Stanišić & Katja Spitzer
ISBN 978-3-948722-36-4
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