Von Daniel Beskos
Das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2022 heißt Spanien – und wir fahren nach Barcelona, also nach Katalonien? Das bedarf natürlich einer kurzen Einordnung.
Sämtliche Regionen in Spanien nennen sich »Autonome Gemeinschaften« – doch ist das für die einzelnen Regionen in unterschiedlichem Maße relevant. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Regionen Katalonien und Baskenland sorgen ja aber bekanntlich schon seit sehr langer Zeit für kontroversen Gesprächsstoff und auch für handfeste Konflikte. Und nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Sprachen haben sich eigene Buchmärkte herausgebildet. Es ist also nicht ganz egal, wohin nach Spanien man fährt, um sich ein Bild von der »spanischen Buchwelt« zu machen.
Wir haben uns aus unterschiedlichen Gründen entschieden, nach Barcelona zu fahren – zum einen sitzen hier tatsächlich mit Abstand die meisten Verlage (fasst man spanischsprachige und katalanische Verlage zusammen), zum anderen hatten wir hier u.a. über unsere Agentur Casanovas & Lynch bereits gute erste Kontakte zu Verlagen und Institutionen. Neben den Gesprächen hier wollen wir gerne aber natürlich landesweit Kontakte knüpfen, wir werden also noch einige Zoom-Calls mit Buchmenschen etwa in Madrid oder Valencia haben, um ein möglichst vielfältiges Meinungsbild zu bekommen. Die spanischsprachige Literatur hat ja über die Grenzen des Landes Spanien hinaus auch weltweite Bedeutung – man denke nur an Lateinamerika, aber nicht zuletzt auch an die fast 60 Millionen spanischsprechenden Menschen in den USA.
Zugleich wird mir natürlich in diesem Moment, in dem ich das schreibe, bewusst, wie unmöglich es ist, eine solche Vielfalt auch nur annähernd zu erfassen oder gar hier wiederzugeben. Mir ist es nur wichtig zu sagen: Wir nehmen die politischen und persönlichen Dimensionen dieses Gastlandauftrittes der Spanischen Literatur in Frankfurt durchaus wahr und wollen darum nicht vergessen, dass es mit Katalanisch, Galizisch und Baskisch eben noch einige weitere Sprachen und damit ganz eigene Buchwelten in Spanien gibt. Und wir sind gespannt, mehr über den offiziellen Messeauftritt des Gastlandes in Frankfurt erfahren, gerade vor dem Hintergrund, dass die »Katalanische Kultur« dort bereits einen eigenen Gastlandauftritt im Jahr 2007 hatte.
