Nele Brönner: Ich wünsche mir, dass das Buch zu einem anderen Blick auf Aale inspiriert

Buchfoto: moki
Buchfoto: moki

Aali hat fast sein ganzes Leben in einem sehr schönen Kanal verbracht, gemeinsam mit seinem Freund Frank hat er glücklich seine Runden gedreht. Doch plötzlich wird Aali klar, dass er sich verwandelt, dass er sich verabschieden und den Sprung in neue Gewässer wagen muss: Eine lange, aufregende und abenteuerreiche Reise beginnt.

 

Es ist eine Geschichte über eines der ältesten Geheimnisse des Meeres: die rätselhafte Wanderung der Aale. Aber auch über den Mut, seinem Herzen zu folgen, über eine ungewöhnliche Freundschaft, und darüber, warum es im Leben Momente gibt, in denen man seiner inneren Stimme vertrauen muss. 

 

Die Illustratorin Nele Brönner hat diese außergewöhnliche Geschichte in Bilder umgesetzt, die das Buch zu einem künstlerischen Gesamtwerk machen – und zu einer Einladung, die Wunder der Natur mit neuen Augen zu sehen. Wir haben mit Nele über ihre Arbeit am Buch gesprochen – und sie hat uns verraten, wer oder was sie inspiriert.

Wie sah deine Zusammenarbeit mit Dita und Finn aus?

 

Nele: Begonnen hat die Zusammenarbeit mit einer total netten, euphorischen E-Mail von Dita, die gerade in der U-Bahn, in der U5 in Berlin, stand. Es gibt dort einen neuen Bahnhof "Unter den Linden”, unterhalb der Humboldt-Uni, bei dem ich die Hinterglasfenster gezeichnet habe. Dita stand also vor einer riesigen Schwarz-Weiß-Zeichnung von mir von einer riesigen Moräne, dacht vielleicht “Aal” und hat mir getextet, dass sie und Finn ein Buch über Aale machen und dass es ganz wunderbar wäre, wenn ich Lust hätte, das Manuskript zu lesen und vielleicht dieses Buch zu illustrieren.

 

Ich habe das Manuskript gelesen – unter dem Einfluss dieser positiven Energie von Dita – habe ich mich eh schon eingeladen gefühlt, das zu machen. Ich zeichne wahnsinnig gern Tiere. Ganz besonders solche wie Aale oder Muränen, also passte alles gut zusammen. Dita hat mich dann im Atelier besucht und wir haben darüber gesprochen, wie wir uns so ein Buch und eine Zusammenarbeit vorstellen. Das Manuskript war zu dem Zeitpunkt noch nicht fertig. Wir haben uns aber entschlossen, etwas Hals über Kopf, dieses Buch 2025 fertig zu machen. Das war im März 2025 und eigentlich ist das ein bisschen knapp. Aber 2025 ist das Jahr des Aals. Also jetzt oder nie. Die Zusammenarbeit, auch mit Finn, war total toll und bestärkend. Und manchmal ist Zeitdruck ja auch super – für mich zumindest, weil ich mich dann hinsetze und wirklich arbeite und mich ganz tief in so ein Buch hineinschraube.

 

Das Buch handelt von Veränderung, Abschied und Neuanfang – wie hast du diese Themen visuell greifbar gemacht?

 

Nele: Ich habe versucht, das Buch als einen einzigen großen Farbverlauf zu gestalten, der uns Leser*innen mit durch die Orte und die Transformationen von Aali dem Aal mitnimmt: Abschied, Veränderung, Suche, neue Entdeckungen, Abenteuer, das weite, endlose Meer. Die Farne tragen uns – hoffentlich – durch diese Veränderung in einen großen, unter Wasser stattfindenden Flow. 

Am Anfang gibt es ja noch ein paar wenige weiße Seiten. Dann kommt die Karte vom Nord-Ostseekanal mit dem Aal und wir Lesenden tauchen mit dem Buch ab. Grün im Kanal, Braun, Grau, dann wird es gelb im Hafen und immer blauer, türkisfarbener im Atlantik, bis es am Ende im Sargosso-Seegras-Unterwasserdschungel wieder ziemlich grün wird. Wenn Aali am Ende in den Tiefen verschwindet, wird es ganz dunkel.

 

Das ganze Buch ist nur in drei Farben gedruckt: Schwarz, Gelb und Türkis. Gelb und Türkis sind zwei Sonderfarben (Pantone), und dann gibt es natürlich noch Weiß. Aber für alles, was in dem Buch zu sehen und zu fühlen ist, haben diese Farben in den unterschiedlichsten Mischungen ausgereicht, was ich total faszinierend finde. Als das Buch aus der Druckerei kam, waren die Farben dann doch nochmal ein bisschen cooler, kräftiger und schöner als auf meinem Bildschirm. Mit Sonderfarben zu arbeiten ist auch immer wieder eine kleine Reise ins Unbekannte. Wenn man Glück hat, dann wird es noch so ein klein bisschen besser als gedacht.  

Welche Rolle spielt Humor in deinen Illustrationen?

 

Nele: Das ist schwer zu beantworten. Es liegt ja im Auge der Betrachter*in, ob das witzig ist oder nicht, was ich mache. Ich finde es oft witzig und ich finde die Metaebene des Humors notwendig, weil meine Zeichnungen eben doch nicht vorrangig wissenschaftlich sind. Ich versuche den Protagonisten und Randfiguren (wie dem Seetang) Leben einzuhauchen. Es macht Spaß, sie ein bisschen schielen oder Albernheiten sagen zu lassen. Wenn die Fischen tanzen oder die Muscheln klappern, dann ist das für die Leser*innen leichter, glaube ich, da mitzugehen.

 

Hast du einen Lieblingspart, eine Lieblingsillustration im Buch?

 

Nele: Ich mag das Cover wirklich super, super gern. Ich mag Aali auf dem Cover. Das ist für mich der letzte Moment, bevor die Verwandlung anfängt. Aali, mit diesem langen Körper, der sich windet in der Schwerelosigkeit und sich nach allen Seiten dreht, fasziniert mich. Schönheit in diesem etwas ungewöhnlichen Tier zu finden, war das Ziel meiner Zeichnungen. Die Illustrationen, wo Ali vorkommt, liebe ich alle sehr. Die Seepferdchen mag ich unheimlich gerne, und ich mag die Unterwasserbewegungen. Ich hatte viel Spaß, die Karte zu zeichnen mit diesen ganzen faszinierenden Unterwasserlebewesen aus dem Atlantik und der Nordsee, natürlich auch und dem Kanal. Meine Lieblingszeichnung ist eine der letzten, wenn Aali nach unten taucht. Alles ist dunkel, nur dieser winzige Aal in den unendlichen Weiten macht sich an den Abstieg – wieder mal ins Unbekannte.

 

Wer inspiriert dich – und wen würdest du mit deiner Arbeit gerne inspirieren? Was wünschst du dir, dass Kinder (oder auch Erwachsene) aus deinen Illustrationen mitnehmen?

 

Nele: Mich inspirieren die mich umgebenden Lebewesen in ihrer Vielfalt und ihrer Schrägheit. Die Welt an sich hat wahnsinnig viel Humor. Die winzigsten Kreaturen, die die witzigsten Dinge tun, sind faszinierend, ohne dass ich sie schielend male. Es reicht schon völlig, wenn ich mich umschaue. Ich möchte gerne die verschiedensten Menschen, Erwachsenen und Kinder mit meiner Arbeit inspirieren, auch hinzuschauen. Natürlich wünsche ich mir auch bei diesem Buch, dass es zu einem anderen Blick auf Aale inspiriert. Ich selber werde jetzt auf gar keinen Fall mehr Aale essen. Aber ich werde nach ihnen Ausschau halten, wenn ich mich an den Brandenburger Seen rumtreibe, was ich tatsächlich oft mache. Ich weiß, dass die da auch wohnen.

 

Zu guter Letzt: Woran arbeitest du zurzeit?

 

Nele: Ich arbeite gerade an einem ganz tollen Buch für den Leykam Verlag, für das ich wie für »Aali muss los« ausschließlich die Illustrationen mache. Es sind Gute-Nacht-Geschichten, die von den Schlafgewohnheiten der verschiedensten Tiere erzählen – mal wieder Tiere. Du siehst: Das ist wirklich mein Ding. Diesmal zeichne ich ganz, ganz viele verschiedene Tiere. Danach steht ein Projekt an, für das ich auch den Text schreibe. Das wird ein Buch, in dem Opa Radieschen seinen Enkeln eine Geschichte von der Entstehung der Radieschen erzählt.

Aali muss los – Zipfel, Finn-Ole Heinrich & Nele Brönner


ISBN 978-3-948722-48-7
20,00 € 

Weitere Informationen sind hier zu finden.

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