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Der slowenische Buchmarkt

Von Daniel Beskos

(c): www.jakrs.si
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Wie immer bei unseren Gastreisen versuchen wir gerade in den ersten Tagen, uns einen Überblick über den Buchmarkt des jeweiligen Landes zu verschaffen. Slowenien ist mit knapp über 2 Millionen Einwohnern zwar ein kleines Land, hat aber nach Angaben der International Publishers Association (IPA) weltweit eine der höchsten Zahlen an jährlich veröffentlichten Büchern pro Million Einwohner, nämlich ca. 2.500 Titel pro Million Einwohner (in Deutschland liegt diese Zahl aktuell bei ca. 800). Insgesamt erscheinen in Slowenien pro Jahr ca. 5.000 Bücher in ca. 1.200 Verlagen (davon vier große, etwa 200 kleinere und mittlere mit regelmäßigem Buchprogramm sowie einige Hundert, die nur sehr wenige Bücher pro Jahr veröffentlichen). Ein Großteil der Bücher hat eine Auflage unter 1.000 Exemplaren. 

(c) Wikipedia
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Da es nicht so sehr viele slowenischsprachige Autor*innen gibt (die slowenische Sprache wird überhaupt nur von ca. 2,2 Millionen Menschen gesprochen, siehe Karte links), ist der slowenische Buchmarkt stark von Übersetzungen abhängig. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 macht der Anteil der Übersetzungen immer etwa 20 bis 30 Prozent der gesamten Buchproduktion aus, in der Belletristik ist der Anteil sogar noch höher: Im Jahr 2020 waren von den rund 1.800 veröffentlichten belletristischen Titeln 1.072 Bücher in slowenischer Sprache, 409 waren Übersetzungen aus dem Englischen und 250 aus allen anderen Sprachen. Aus dem Deutschen werden pro Jahr ca. 80 bis 90 Bücher ins Slowenische übersetzt. E-Books verbreiten sich langsam und auf niedrigem Niveau, für Hörbücher dagegen gibt es bislang nur einen Anbieter (audibook.si) mit erst etwa 200 slowenischen Hörbüchern im Angebot.

 

Nach der Unabhängigkeit Sloweniens im Jahr 1991 haben fast alle Verlage erfolgreich den Übergang zur freien Marktwirtschaft vollzogen, dazu wurden viele neu gegründet. Zusammen mit der rasanten Entwicklung der Digitalisierungs- und Drucktechnik führte dies zu einem Anstieg der neu veröffentlichten Titel. Parallel dazu hat Slowenien sein traditionell weit verzweigtes Netz öffentlicher Bibliotheken erfolgreich beibehalten und weiterentwickelt, aus denen die Leser deutlich mehr Bücher ausleihen, als sie in Buchhandlungen kaufen. Daher und weil die Mehrheit der Bevölkerung traditionell eher auf dem Land lebte, war die Zahl der Buchhandlungen in Slowenien lange Zeit relativ gering. Aus diesem Grund florierten im 20. Jahrhundert andere Vertriebskanäle für Bücher wie der Verkauf an der Haustür, der Versandhandel und Buchklubs. Ein Wendepunkt kam in den 1990er und 2000er Jahren mit dem Aufkommen der Digitalisierung und großer Einkaufszentren, die einerseits zu einem Anstieg des Buchverkaufs im Einzelhandel und andererseits zu einem raschen Wachstum des Online-Verkaufs führten. Der Online-Verkauf wurde durch die Pandemie nach 2020 weiter beschleunigt. Infolgedessen gibt es heute in Slowenien nur noch zwei große Buchhandels- und Schreibwarenketten (mit jeweils ca. 50  Filialen) und eine kleine Kette (mit etwa 10 Filialen). Insgesamt sind es ca. 150 Buchhandlungen im Land, wobei man die Zahl der unabhängigen Buchhandlungen an zwei Händen abzählen kann.  Eine slowenische Besonderheit ist sicherlich, dass die großen Buchhandelsketten direkt von Buchverlagen betrieben werden (Mladinska Knjiga, die Felix Bookshops des Verlags Učila sowie DZS, der sich auf Schreibwaren fokussiert) und dass auch kleine Verlage eigene Buchhandlungen unterhalten (Beletrina, Sanje, Celjska Mohorjeva, Družina).

Alle Verlage haben zudem eigene Online-Shops, über die - insbesondere kleinere Verlage - in der Regel mehr als die Hälfte ihres Umsatzes generieren. Öffentliche Bibliotheken sind für die Verbreitung von Büchern also wichtiger als Buchhandlungen. Außerdem gelten sie seit langem als wichtiges Instrument zur Erhaltung der sprachlichen Identität des Landes und der Kultur - einer der Hauptgründe, warum Gemeinden und Regierungen öffentliche Bibliotheken in den letzten 100 Jahren systematisch unterstützt haben. Dank eines dichten Netzes an Bibliotheksfilialen und Bibliobussen haben heute auch Menschen, die in entlegenen Gebieten leben, leichten Zugang zu Büchern, ohne sich weit von zu Hause entfernen zu müssen. Außerdem sind die slowenischen Bibliotheken relativ gut finanziert und verfügen über ein breites Angebot auch an neu erschienenen Büchern, so dass es nicht überrascht, dass die Zahl der Ausleihen die Zahl der Buchverkäufe weit übersteigt. Ein*e durchschnittliche*r Slowen*in leiht etwa 12 Mal im Jahr ein Buch aus (kauft aber nur 2 Bücher pro Jahr), und jeder fünfte Mensch in Slowenien hat einen Bibliotheksausweis. Das sind immerhin um die 23 Millionen Bibliotheksausleihen pro Jahr!

 

Als wichtigste Namen der klassischen slowenischen Literatur häufig genannt werden der Lyriker France Prešeren (1800–1849) und der Dichter und Schriftsteller Ivan Cankar (1876–1918). Aktuellere Namen sind etwa der Dramatiker und Essayist Drago Jančar (*1948) und der Dichter und Dramatiker Boris A. Novak (*1953); außerdem sind bei uns in Deutschland bekannt der Philosoph Slavoj Žižek (*1949), die Kärntner Slowenin Maja Haderlap (*1961) sowie die Autorin Ana Marwan (*1980), die in Wien lebt.

 

Text und Bild-Quellen:
https://sloveniafrankfurt2023.com/en/publishing/publishing-in-slovenia

https://de.wikipedia.org/wiki/Slowenische_Literatur

https://www.jakrs.si


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