»Paargespräche – Together Forever« mit Line Hoven & Jochen Schmidt

Wer liebt, der spricht — am besten miteinander. Das ist manchmal schwierig, oft aber auch humorvoll, intelligent und unterhaltsam, vor allem, wenn da berühmte Paare reden.

 

In 24 Paargesprächen finden Jochen Schmidt und Line Hoven heraus, was es bedeutet, ein Paar zu sein und sich zwischen Kita, Müllrunterbringen, Homeoffice und Einkaufen immer noch zu lieben. Von Terence Hill und Bud Spencer lernen wir gewaltfreie Kommunikation, Jeanne-Claude und Christo zeigen uns, wie man am besten Geschenke verpackt, Moneypenny und James Bond erklären, warum sich auch Männer um Elternzeit bemühen sollten und von Steffi Graf und Andre Agassi lernen wir, dass es kein Tennis braucht, um die Liebe fürs Leben zu finden.

Aber wie kommunizieren Jochen Schmidt und Line Hoven miteinander in ihrer jahrelangen Zusammenarbeit? Bei der Buchpremiere am 16. Februar im Hamburger Nachtasyl haben die beiden gezeigt, dass man für die besten Gespräche nicht unbedingt ein Paar sein muss, gaben trotzdem Beziehungstipps und Einblicke in ihre Arbeitsweisen. Wie die beiden miteinander kommunizieren, wird aber auch in den jeweiligen Nachwörtern von »Paargespräche – Together forever« deutlich. Und weil wir noch nicht ganz die schillernde Buchpremiere (Hochzeitsmarsch! Partnerjacken! Brautstraußwurf! Herzchenluftballons!) loslassen können, zeigen wir auch davon Fotos. 

 


Together forever – von Line Hoven

Mein Leben lang war ich auf der Suche nach dem Richtigen, dem Partner fürs Leben.

 

Schon als Sechsjährige fand ich dafür einen optimalen Kandidaten: Boomer – der Streuner. Die Qualitäten des Hundestars aus der gleichnamigen TVSerie waren aus meiner damaligen Perspektive absolut überzeugend. Keiner konnte sich so gut verstecken, den Kopf so niedlich zur Seite neigen und manchmal sogar Leben retten. Konzept der Serie war, dass der Mischlingshund einem Kind zulief und dessen Probleme in »Anwuff« nahm. Und wenn der Vierbeiner am Ende jeder Folge dann wieder Abschied von seiner neuen Familie nahm und zum nächsten Kind weiterzog, war ich unendlich erleichtert. Denn eines Tages, so hoffte ich inständig, würde er auch vor meiner Tür stehen. Und bei mir würde Boomer vielleicht für immer bleiben wollen.

 

Mit meinem Realitätsbezug war ich nicht allein. Mein Tischnachbar aus der ersten Klasse ließ jeden Abend sein Fenster offenstehen, weil er mit dem Besuch des kleinen Vampirs Rüdiger rechnete. Ich hingegen hob ab und zu die Hälfte meines Abendbrot-Heißwürstchens auf und versteckte es beim Rhododendron vorm Haus: Würstchen for a future friend.

 

Mein Bruder fand, dass Boomer eine Flasche sei. Vor allem im Vergleich zu Lassie. Boomer könne nichts, Lassie dafür alles. Noch nicht mal süß fand er meinen wuscheligen Wunsch-Partner. Ähnliches hat er dann auch über meinen ersten Freund gesagt. Auf der Zuschauertribüne der Sporthalle bekam ich während der Bundesjugendspiele meinen ersten Kuss. Mit Walkman-Kopfhörern auf lehnte ich mich zurück, dann geschah es. Wobei ich bis heute nicht weiß, ob es ein Kuss war oder etwas anderes Nasses auf meinem Mund. Ich hatte die Augen ja geschlossen und es blieb bei dem einen Vielleicht-Kuss, danach machte ich Schluss, es wurde mir zu ernst.

 

Als Jugendliche versuchte ich mich an einem Bund mit Gott und nahm an Kirchenfreizeiten teil. Doch im Stockbett der Jugendherberge waren blasphemische Witze lustiger als alles andere, und so verriet ich Gott für den guten Gag. Meine religiöse Illoyalität bewegte mich vom Pfad der Tugend hin zur Raucherecke des Schulhofs, wo ich mit meinem Bad-Religion-Parka einige Pausen durchknutschte und mich trotzdem nicht festlegen wollte.

 

 

Während des Studiums folgten weitere gescheiterte Beziehungsversuche.

Manche waren nur wenige Stunden lang. Zum Beispiel der mit dem einen

Typ aus der Kneipe, der nur kurz sein Rad holen wollte und den ich beim

Anblick seines Liegefahrrads nicht mehr zu-mir-oder-dir-mäßig kennenlernen wollte.

Immer gab es gute Gründe zu gehen (Bob Dylan/Placebo/Muse-hören beim Rummachen, eine Katze namens Muschi besitzen, als Erstes nach dem Aufstehen jeden Morgen die Mutter anrufen, zu lautes Klatschen, den Unterschied zwischen Star Trek und Star Wars nicht kennen,

knirschende Multifunktionshosen mit zu vielen Taschen, etc.). Oder

ich wurde gegangen. Sogar eine Scheidung kann ich vorweisen. Man

könnte meinen, dass Bindungsängste Ursache für all die Trennungen

waren – doch dann kam Jochen Schmidt in mein Leben.

 

 

Die Leute fragen mich manchmal, wie diese Zusammenarbeit mit Jochen

seit so vielen Jahren dermaßen gut laufen kann. Seit 2006 arbeiten wir nun Seite an Seite (er in Berlin, ich in Hamburg) nahezu reibungslos zusammen. Er ist meine längste Beziehung – nur beruflich, klar!

(...)

Nach-Nachwort – von Jochen Schmidt

Nachdem Line Hoven mir endlich ihr Neue-Paargespräche-Nachwort geschickt hat, habe ich nun noch circa zwei Tage, um mein Nachwort auf ihr Nachwort zu schreiben. Manchmal denke ich, sie schabt ihre Texte, so lange dauert das. (Tatsächlich hatte ich mal die Vorstellung, meine Gedichte in Marmor zu meißeln, um mir wegen der Mühsal des Meißelns sprachliche Nachlässigkeiten abzugewöhnen, das kann aber bei Line nicht der Grund sein.)

 

Ein Nachwort für ein gemeinsames Buch ist die beste Gelegenheit, sich einmal die Meinung zu sagen, denn außer uns selbst wird es ja kaum jemand lesen (die meisten Leser überspringen solche Begleittexte, dabei sind sie oft interessanter als das eigentliche Buch!). Das anstrengendste an Line ist ihre unheilbare Selbstunterschätzung und Unsicherheit, denn obwohl jeder, der Augen im Kopf hat, sieht, daß sie ein graphisches Genie ist, will sie ständig, daß man sie mit Lob auf baut, und wenn man auch nur ein bißchen dabei zögert, ist sie am Boden zerstört und vermutet, daß man sich nur nicht getraut hat, die Wahrheit zu sagen. (Während ich Personen, die mich loben, unwillkürlich die Urteilskraft abspreche.) In Wirklichkeit ist die Arbeit mit Line Hoven fast meine einzige ungeteilt beglückende Erfahrung als Autor, und ich glaube, jetzt schon sagen zu können, daß, wenn etwas von meinem Werk bleiben sollte, es ihre Bilder sind.

 

Aber in jeder Beziehung stellt sich irgendwann die Frage: wieviel darf ich mir noch erlauben oder ist das Maß schon voll? Bei Line und mir ist es so, daß ich schwer erreichbar bin, ich, wenn sie mich aber mal erreicht, nicht aufhören kann zu reden, immer in der Hoffnung, daß sie mich tröstet. Wenn ich mit ihr zusammen wäre, hätte sie mich längst verlassen. Außerdem komme ich tatsächlich oft zu spät, pünktliche Menschen ahnen nicht, wie sehr unpünktliche Menschen selbst darunter leiden. Ich sage dann immer: »Ihr habt die Uhren, aber wir haben die Zeit!«, wie es angeblich »die Menschen in Afrika« tun. Ich bin einfach auf dem falschen Kontinent geboren!

 

(...)

Meine einzige Chance, daß Line mich nicht verläßt, ist, gute Texte für sie zu schreiben, und vielleicht ist das ja der Trick, ich provoziere den Rausschmiß,

um den Druck zu erhöhen. Dabei weiß ich ja, daß ich, um sie zu begeistern, eigentlich nur irgendetwas über Tiere oder noch besser über Hunde schreiben müßte (diese wandelnden Kotbeutel, derentwegen ich die Zahnbürste brauche), aber das wäre mir zu einfach. Ich will ihr nicht nur wirklich eine Freude machen, sondern sie dabei auch noch überraschen und amüsieren. (Obwohl es nach meiner Erfahrung eine der unzutreffendsten Lehren aus der Geschlechterklischistik ist, daß Frauen es schätzen würden, zum Lachen gebracht zu werden.) Kaum ein Lob beglückt mich so, wie wenn sie mir mit ihren durch viele überflüssige Vokale in die Länge gezogenen, halbenglischen Worten ihre Begeisterung über einen Text mailt! Dann fühle ich mich (für kurze Zeit) wirklich wie ein Schriftsteller.

 

Liebe Line, mach bitte weiter so, mit dem, was du so machst, dann mach ich auch so weiter, wie ich es sowieso nicht anders kann!

 

Dein Jochen

Line Hoven & Jochen Schmidt
»Paargespräche – Together forever«

Hardcover mit zahlreichen Illustrationen,  88 Seiten

22 Euro 

 

-> Mehr zum Buch »Paargespräche – Together forever« erfahrt ihr hier

 

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