ORANGE IS THE NEW BLACK: Unsere ZIEGEL-Releasefeier

Was war es für ein schönes, rauschendes Fest! 

Am 23. April fand im Nachtasyl unsere ZIEGEL-Releasefeier statt. Natürlich war dabei die Farbe Orange das Motto. Von orangefarbenen Chips, Teelichtschablonen, Orangen-Schnaps, Fingernägeln bis hin zum orangenen Licht. Organisiert wurde das Fest von der Behörde für Kultur und Medien, Musik von DJ Nini Alaska sorgte für eine gute Stimmung und wir danken auch den lieben Mithelfern des Nachtasyls. Außerdem der Fotografin Kathrine Uldbæk Nielsen, die den Abend für uns festhielt.

Am meisten freuen wir uns aber darüber, dass so viele Autorinnen und Autoren anwesend waren und bei unserer Weiterschreiberei mitgemacht haben. Das funktionierte so: wir nahmen den ersten Text der allerersten ZIEGEL-Ausgabe von 1992, ein Satz von Mirko Bonné. Daraufhin konnten alle Autorinnen und Autoren anonym weiter schreiben. Der Text endete mit dem letzten Satz der jetzigen ZIEGEL-Ausgabe, einem Satz von Sascha Preiß, der den kompletten Text gelesen hat. Aber lest selbst: 

Willkommen auf den billigen Plätzen! Wir werden Sie entführen, lassen Sie sich überraschen, wir sind Ihretwegen hier. Sicherlich haben Sie Verständnis, dass Ihre bescheidene Kategorie auch eine Reihe von Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Aber das macht nichts.

Ich liebe Leute, die ihre Texte so beginnen; leblos und allenfalls mit dem Mut der Unentschiedenheit.

So ist das im April. Eigentlich ganz schön, aber in der Retrospektive will es keiner genossen haben; vom Mai aus gesehen haben alle gefroren und gelitten. In der Rückschau war eigentlich schon immer alles nichts als Eis und Kälte und Frost und Klirren und ewiger Winter, brrr. Angeblich der grausamste Monat, dieser April, aber ich sage Ihnen ganz ehrlich, wie es ist, in Ihrer bescheidenen Kategorie haben die anderen Monate auch nicht mehr Bizzel. Meine liebsten Jahreszeiten sind übrigens ein später Frühling und ein früher Herbst. Rechts von Ihnen jedoch nicht. Aber was rede ich denn wieder, es ist doch jeder Frühling der schönste und jeder Anfang der vollste und jede Versprechung die beste, auch hier und jetzt und heute Abend schon gar. Die besten Versprechungen sind doch ohnehin die, die im Frühling gemacht werden. Im Herbst darf man noch hoffen, dass sie eingelöst werden.

 

Mein Gott, die haben ein eigenes Buch, denken Sie jetzt, und schreiben über das Wetter. Und das macht mich ratlos, aber ich bin verliebt – und ist das nicht alles, was zählt?

Das eine wie das andere gibt dir doch einen Grund: also staune los du oller Hund, staune um dein Leben. Und wie so oft, dachte ich, oh könnte ich noch einmal von vorne beginnen. Aber was für ein naiver Gedanke, das hier war doch das Leben, da gab es kein Undo, kein Apfel-Z, keinen Neustart. Ctrl-Alt-Delete leuchtet zwar immer grün-weiß über der Tür, ist aber gar nicht so einfach; so weit kann man sich nicht spreizen.

Spreizen, Weizen, das ist natürlich alles genau sinnlos wie es sinnlos ist, aber dieser Text hat seinen Anfang ohnehin längst aus den Augen verloren. Auf den billigen Plätzen ist Platz und es ist billig und es ist ein Heidentheater, billig, Platz, Heiden. Willig sind sie auch. Willig zu leiden. 

 

Manchmal träume ich, dass alle Männer, denen ich in den vergangenen Monaten begegnet bin, mit mir an einem glatt polierten Konferenztisch sitzen, dass wir alle in diesem unterirdischen, nach Schwarzpulver und feuchter Erde riechenden Tunnelsystem feststecken oder Teil meiner Dienstagsgruppe „Proaktive Muskelentspannung nach Jacobsen“ sind. Aber eigentlich interessiert mich das nicht, wenn ich ehrlich bin, interessierten mich die anderen Dinge, jene, nach denen man graben muss. Wann haben Sie das letzte Mal nach etwas gegraben, und finden Sie die Antwort traurig oder beruhigend?

Das ist einfach mein Job, du Arsch, schreit der schlecht kostümierte Bestatter von der Bühne. Wär geiler, wenn das hier alles aussehen würde wie Barcelona, aber wenigstens mal Fenster auf, geht in Hals, bleibt im Kopf. Aber dies ist nicht Barcelona, dies ist ein Hinterzimmer im Nirgendwo und meine nie vergessene Kindergärtnerin würde dazu sagen: das ist halt mal so. Im Kindergarten immer zuerst die Jacke ausziehen, dann Schuhe wechseln, den Abschied kurz halten und dann schnell raus. Mein Gott, wie habe ich mein ganzes Leben darunter gelitten. ... Und ich stand dann auch auf und warf meine leere pappschachtel mit der gabel in einen mülleimer und machte noch ein selfie von mir auf den steinstufen am flussufer und musste ein wenig über das europäische suppengericht in der farbe des flusses lächeln.

 

Zudem waren auch zum Beginn die Textanfänge aller Autor*innen als Collage zu hören:

 


mairisch Verlag

Schwenckestr. 68

D-20255 Hamburg

Tel: +49 (0)40-6889 6755

kontakt@mairisch.de

www.mairisch.de

 

 

Webshop

Lieferung in Deutschland versandkostenfrei!

Ohne Registrierung.

Bezahlung über Paypal oder auf Rechnung.

 

Newsletter Abonnieren


mairisch im Netz:

 

Instagram

 

Facebook

 

X

 

Wikipedia

 

 Issuu

 

Telegram


About mairisch