Diesen Monat erscheint im mairisch Verlag "In Spuren" - der Debütroman des Berliner Autors Hannes Köhler.
Der Roman beginnt mit einem Witz. Jakobs bester Freund Felix verlässt die fröhliche Runde, um Zigaretten holen zu gehen – und kommt nicht mehr zurück. Das Lachen vergeht, als Felix verschwunden bleibt. Jakob begibt sich auf Spurensuche. In Felix’ Wohnung stößt er auf dessen Tagebuch, das eine seltsame und verstörende Wirkung auf ihn ausübt, denn es enthält nicht nur die Wahrheit über den Freund, sondern auch Variationen des eigenen Lebens.
Wir haben Hannes Köhler einige Fragen zum Buch gestellt:
„In Spuren“ ist kein Berlin-Roman. Trotzdem spielt der Roman in Berlin und einige reale Orte werden eingehend beschreiben. Was war der Grund dafür, Berlin so explizit zu nennen, welche Rolle spielt Berlin als Stadt für Dich?
Berlin ist die Stadt, in der ich seit zehn Jahren lebe und die natürlich einen großen Einfluss auf mich gehabt hat. Ganz konkret gibt es im Roman aber viele Orte, die vielleicht nicht meiner täglichen Umgebung angehören, an denen ich mich aber gut bewegen konnte, beobachten - Stimmungen aufnehmen. Und ich denke, dass diese Orte gut zu den Lebenswelten meiner Figuren passen, dass die Orte also nicht Selbstzweck sind, sondern eine bestimmte Realität der Handelnden spiegeln. Ich denke aber, dass der Roman – wenn auch in geänderter Form – natürlich auch in anderen Großstädten, wie Hamburg oder München hätte spielen können.
Du hast eine Zeit lang in Frankreich gelebt. Spielt diese Zeit eine Rolle im Roman?
Ja, sicher. Frankreich ist schon seit den Urlauben als Kind immer ein Sehnsuchtsort für mich gewesen. Dort zu leben, zu studieren – oder eben nicht zu studieren, weil die Uni bestreikt wurde – war immer mein Wunsch. Im Rückblick war das Jahr dort eine Zeit großer Freiheit, neuer Erfahrungen, vielleicht auch eine Zeit, in der ich mich teilweise neu erfinden konnte. Ich denke, dass beide männliche Hauptfiguren davon beeinflusst sind – Felix ganz konkret, da Frankreich für ihn ebenfalls der Sehnsuchtsort zu sein scheint, und Jakob vielleicht in seinem ganz speziellen Versuch, sich neu zu erfinden.
Du organisierst seit ein paar Jahren eine eigene Lesereihe in Berlin. Wie ist das, jetzt von der Seite des Organisators auf die Seite der Lesenden zu wechseln?
Es ist ein spannender und schöner Wechsel, wobei ich natürlich einerseits die Lesereihe "Schoenegeisterschau", die ein Freund und ich in Berlin veranstalten, weiterhin mitorganisieren werde, und ich andererseits natürlich auch vorher schon mal hier und dort selbst gelesen habe. Aber jetzt, mit einem Roman, fühlt es sich ganz anders an. Und die Aufregung ist eine andere; sie bezieht sich auf das Vorlesen, die Reaktionen des Publikums – aber ich muss mir nur um mein Buch und meinen Auftritt Sorgen machen, nicht darum, ob die Band ihre Technik vergessen hat oder der eingeladene Autor zu spät kommt.
In Spuren ist in gewisser Weise ein Brief- und Tagebuchroman. War das eine bewusste Entscheidung, spielen literaturtheoretische Gesichtspunkte für Dich dabei eine Rolle?
Sie haben nicht von Beginn an eine Rolle gespielt, eher zwischendurch und dann immer mal wieder. Es waren zuerst ganz praktische Gesichtspunkte – wie kann Jakob die Spur von Felix aufnehmen – und wie kann Felix umgekehrt mit Jakob in Kontakt treten – und soll er das überhaupt tun? Gerade über die letzte Frage habe ich sehr lange nachgedacht ...
Als ich diese Wahl, Tagebuch und Brief bzw. Postkarte, dann einmal getroffen hatte, war natürlich klar, dass es eine große Menge an Vorbildern, Vorgängern und auch theoretischen Überlegungen dazu gibt. Ich habe mich zuerst eher an anderen Prosatexten und Romanen orientiert und mir dann die Frage gestellt, ob und wie Tagebuch und Postkarte in einem zeitgenössischen Roman, in dem es ja auch um mehr oder minder junge Menschen geht, noch adäquates Mittel sein können.
Grundsätzlich würde ich eher sagen: Die Figuren und ihr Thema haben sich einen Weg gesucht ihren Stoff zu vermitteln, und auf diese Vermittlung habe ich mich konzentriert – Literaturhistorisches und –theoretisches hat eher einen Hintergrund vermittelt, vor dem ich ja etwas Eigenes und Neues schaffen wollte.
Hannes Köhler
In Spuren
Roman
Hardcover
232 Seiten
Alle offiziellen Infos zum Buch
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