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Freiheit und Copyright - Besuch beim italienischen Sachbuchverlag Hoepli

Von Peter Reichenbach

 

Giovanni, Barbara und Matteo Ulrico Hoepli
Giovanni, Barbara und Matteo Ulrico Hoepli

Gastfreundschaft auf Italienisch

 Wir haben in Italien viele Verlage angeschrieben und viele haben gar nicht geantwortet. Wenn aber doch, dann immer mit einer überschwänglichen Zusage. Und im Nachhinein habe ich den Verdacht, dass unsere Anfrage, die eigentlich nur als nettes, kurzes Kaffeetrinken mit kurzem Austausch gemeint war, in Italien nicht so verstanden wird. Denn bei ausnahmslos allen Terminen wurden wir empfangen, als seien wir der wichtigste Verlag Europas. In Italien bedeutet jemanden einladen – so meine These –, ihn richtig einzuladen. So wie wir uns das gedacht haben, so mal eben nebenbei, das scheint keine Option im italienischen Kennenlernknigge. Man holt den roten Teppich raus und gibt sein allerbestes – auch wenn es sich dabei nur um den kleinen mairisch Verlag aus Hamburg handelt. Und wenn man keine Zeit für das große Kennenlernen hat, dann lässt man es am besten gleich. Wir haben uns jedenfalls bei jedem einzelnen Treffen über diese tolle Gastfreundschaft gefreut. Und so war es auch bei einem der größten und traditionsreichsten Verlage Italiens: Hoepli. Als wir bei Hoepli eintreffen, werden wir gleich von der Lektorin Marina Martelli, der Pressesprecherin Lisa Ceccarelli und dem Verleger Giovanni Hoepli persönlich begrüßt. Alle nehmen sich über zwei Stunden Zeit, um mit uns zu sprechen und uns Verlag und Buchhandlung zu zeigen. Wir fühlen uns wirklich geehrt, danke Hoepli, danke Italien. Wir werden versuchen, das in Zukunft hier auch so zu machen, Gäste richtig empfangen. „So wie in Italien“, werden wir ab jetzt immer sagen.

Über 150 Jahre Hoepli

Mailand hatten wir uns ausgesucht, weil es hier vor allem sehr viele, sehr spannende Kinderbuchverlage gibt. Aber wir wollten auch einen Verlag kennenlernen, der für sein Sachbuchprogramm berühmt ist, so wie Hoepli, der 2020 sein 150-jähriges Bestehen feiern konnte. Wie traditionsreich der Verlag und die angeschlossene, mehrstöckige Buchhandlung ist, sieht man alleine daran, dass sich beides mitten in der Innenstadt Mailands, unweit des berühmten Doms und der gleichermaßen bekannten, überdachten Einkaufspassage, befindet. Straßenname: Via Hoepli.

 

Hier im Video sieht man die Verlagsgeschichte im Schnelldurchlauf:

 

Verleger Giovanni Hoepli kennt die Geschichte seines Verlages natürlich sehr gut und erzählt sie uns im Gespräch mit vielen Anekdoten wahnsinnig unterhaltsam. Es ist eine Freude, ihm zuzuhören. Der Anfang der Geschichte Hoeplis klingt zumindest für heutige Zeiten kurios: Der Schweizer Buchhändler Ulrico Hoepli, geboren in Tuttwil, landet nach Stationen in Zürich, Mainz, Leipzig, Wien, Triest und Breslau in Mailand, gerade einmal 23 Jahre alt, und ersteht eine Buchhandlung – offenbar, ohne Italienisch sprechen zu können. Hoepli betreibt die Buchhandlung, konzentriert sich dabei auf den Verkauf von Drucken und antiquarischen Büchern. Und veröffentlicht sein erstes Buch „Grammatica francese“. Einige seiner ersten Bücher könnte man heute wahrscheinlich genau so noch mal veröffentlichen:

Mit der ersten Veröffentlichung legt Hoepli bereits einen wichtigen Grundstein des Verlages: Hoepli veröffentlicht bis heute Bücher zum Sprachenlernen und Schulbücher. Dazugekommen sind Bücher mit technischem Spezialwissen, Bücher zum Gärtnern oder Autobau, zur Architektur, Lexika. Heute spielen auch Bücher zu aktuellen Themen wie Marketing eine Rolle, aber auch populärwissenschaftliche, etwa das wirklich schön illustrierte zur Küche Mailands, inklusive Rezepten.

 

Freiheit und Copyright

1923 wandelt Ulrico Hoepli das Unternehmen in eine GmbH um und bestimmt Carlo Hoepli und Erardo Aeschlimann als seine Erben, bevor Ulrico 1935 im Alter von 88 Jahren stirbt. Vor allem während des Zweiten Weltkrieges musst das Projekt Hoepli eine Vielzahl von Rückschlägen einstecken, Buchhandlung und Verlagsgebäude wurden zerstört, das Unternehmen musste zuvor schon „an Italiener“ veräußert werden. Verleger Giovanni Hoepli sieht unsere fragendenden Gesichtsausdrücke, hält inne und greift in die Innentasche seines Jacketts. Er zieht einen rot leuchtenden Pass hervor. Es ist ein Schweizer Pass. Und nein, er hat keinen zweiten italienischen Pass, nur diesen einen, wie seine Vorfahren. 1946 geben die beiden Italiener, an die der Verlag während des Krieges übergeben wurde, ihre Anteile an Hoepli zurück. Es konnte weitergehen.

 

„Als Verleger kann man nur existieren, wenn zwei Dinge gewährleistet sind: Freiheit und Copyright“, sagt Giovanni. Und es ist dieser Satz, der, so einfach er ist, uns erst hier, anhand der Geschichte Hoeplis dargelegt, verständlich wird. Es ist ein Satz, den wir nicht vergessen werden und der, wie Gioavinni ebenfalls betont, heute richtiger und aktueller ist als jemals zuvor: „Denkt an Russland, an China, an die unklare Rechtelage hinsichtlich künstlicher Intelligenz.“

Tradition und Moderne

Bevor wir gehen, bekommen wir eine Führung durch die Buchhandlung, die sich über drei große Etagen erstreckt. Auch in das für Kund*innen gesperrte Untergeschoß dürfen wir. Hier befindet sich nicht nur eine große, moderne Versandabteilung, von wo aus die eigenen Shop-Bestellungen verschickt werden, sondern auch ein Nachbau derjenigen Passage, in der sich die erste, von Ulrico Hoepli erworbene Buchhandlung befand. Der Nachbau liegt zunächst im Dunkeln, Giovanni Hoepli schaltet das Licht an und wir verstehen, warum wir das hier gezeigt bekommen: Tradition und Moderne, beides existiert nebeneinander, beides ist gleichwichtig für das Unternehmen Hoepli.

 


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