I saw the best minds of my generation say "like" - at Berkeley

Daniel Beskos

"Independent Publishing in den USA" - dazu will ich in den nächsten Wochen einen Einblick bekommen. Natürlich soll es vor allem um die Verlage und Magazine gehen und ihre Sicht auf die aktuelle Entwicklung des Buchmarktes: Ist es nicht gerade im technologiebegeisterten Kalifornien schwierig, sich gegen Kindle und iPad auf Dauer mit gedruckten Büchern bei den Lesern zu halten?

Los ging's heute in Berkeley, meiner ersten Station. Jetlagbedingt war ich natürlich viel zu früh auf den Beinen und hatte daher Gelegenheit, noch auf den Campanile auf dem Gelände der renommierten University of California zu steigen, von dem man eine großartige Aussicht auf die Bucht von San Francisco hat:

Bevor ich mit Verlegern spreche, war heute erstmal ein unabhängiger Buchladen dran:
Moe's Books
in Berkeley, seit 51 Jahren einer der wichtigsten Buchläden in der liberalen Universitätsstadt, der auch vor allem in den Sechziger Jahren einer der zentralen Punkte für alle aktuellen Themen der Studenten war, Vietnam, Hippietum, usw.

Moe's verkauft neue und gebrauchte Bücher und war der erste Laden, der für gebrauchte Bücher feste Preise zahlte und die bis dahin übliche Zahlung nach Gewicht ablöste. Und auch einige Mitarbeiter des Ladens haben literarische Karriere gemacht - so erschien etwa der erste Roman von Jonathan Lethem, als er noch hauptsächlich Bücher bei Moe's verkaufte.

 

Der Laden hat 4 Stockwerke und bietet eine endlose Auswahl, schon allein die Abteilung Poetry ist sehenswert - die Bedeutung von Lyrik ist eben gerade in der Heimat der Beats noch eine andere als in Deutschland.

Inhaberin Doris Moskowitz, die Tochter des Gründers, reagiert sehr entspannt, als ich sie nach Ihrer Sicht auf die Situation im Buchhandel frage. "In Berkeley, people love books" sagt sie, natürlich verfolge man die Entwicklung des Ebooks mit Interesse, aber sie glaube nicht, dass sich da so viel tun werde. Zumindest nicht im akademischen Umfeld Berkeleys, wo Bücher in ihrer gedruckten Form einfach viel zu essentiell seien. "Und man muss auch sagen, dass die Form Buch wirklich ziemlich perfekt ist - ohne Strom oder Internetzugang, immer verfügbar" ergänzt sie noch. Naja, bei einer Buchhändlerin hätte jede andere Aussage auch verwundert.

Interessanter ist dann doch eher die Tatsache, dass das moderne Antiquariat bei Moe's die Haupteinnahmequelle ist und sie sich deshalb leisten können, nur ausgewählte neue Bücher ins Sortiment aufzunehmen. "Die Bestseller der New York-Times-Liste gehen hier aber eben auch nicht immer gut", von manchen (z.B. der letzten Michael Jackson-Biographie) hätten sie nur 2 Stück verkauft, von außergewöhnlichen Indie-Produktionen wie etwa der wunderbaren San Francisco-Sonderausgabe der Panorama (herausgeben von Dave Eggers' Verlag McSweeney's) sind es dagegen schon mal 250 Stück (allein bei Moe's!), obwohl Panorama für eine Zeitung ziemlich teuer ist - 16 Dollar nämlich.

Im amerikanischen Buchsystem gebe es übrigens 3 Buchformen, erklärt mir Doris: Hardcover, Taschenbuch und Quality Paperback - letzteres sind in kleineren Auflagen und besserer Qualität gedruckte Taschenbücher, oft mit aufwändigerer Bindung und Klappen. Vor allem von diesen verkaufen sie bei Moe's viele, da sie einfach billiger sind als Hardcover (und Hardcover im englischen Buchmarkt sowieso längst nicht so eine Rolle spielen wie in Deutschland). Ebooks oder wenigstens eine Beratung zu Ebooks gibt es übrigens bei Moe's nicht (trotzdem macht der Laden kein Stück den Eindruck, hinterm Mond zu sein, sondern ist wirklich eine gut sortierte moderne Buchhandlung).

 

Bei Moe's also von der Digitalisierung noch nicht viel zu merken. Und auch sonst scheint in Berkeley ziemlich heile Welt - viele Einzelhändler, auch einige weitere unabhängige Buchhändler entdecke ich in der Telegraph Avenue und den umliegenden Straßen.

Zum Mittagessen gehe ich in einen der vielen um den Campus gelegenen Läden, es gibt das, was die Amerikaner Healthy Food nennen, was bei uns aber einfach frische Burger mit Pommes sind. Und auch, wenn es ein alter Hut ist, aber die Intensität, mit der die Studenten ihr beliebtestes Füllwort benutzen, ist wirklich umwerfend: "I was like so amazed, and she was, like, it's like really good."




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