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"Manchmal muss man einfach Vertrauen haben" - Mara Joustra, Verlegerin von Bananafish

Von Daniel Beskos

 

Es ist ein sonniger Donnerstagvormittag. Hannah und ich treffen uns in der Nähe des Amsterdamer Hauptbahnhofs, in einer etwas abseits liegenden Ecke der Stadt, voller kleiner alter Industriegebäude, die an einer wunderschönen Gracht liegen. Hier ist das Büro von Bananafish, einem neugegründeten jungen Literaturverlag - einem der wenigen in den Niederlanden, übrigens, denn das Phänomen Junge Verlage ist hier eher ungewöhnlich. Wir sind hier, um mit Mara Joustra, einer der Gründerinnen, über ihren Verlag zu sprechen, den sie zusammen mit Matthijs Ponte und Wiebe Mokken gestartet hat.
Drinnen bekommen wir erstmal eine Führung durch die doch eher speziellen Räume - der Eigentümer hatte hier früher einen Fecht-Übungsraum, und noch heute stehen hier überall die Florette und Degen an den Wänden, und dazwischen überall Bücherkisten voller Graphic Novels (die zum ebenfalls hier ansässigen Verlag Scratch Books gehören) und eben eine Reihe Romane und Erzählbände, alle mit ziemlich bunten Covern.

 

Mara Joustra und Matthijs Ponte
Mara Joustra und Matthijs Ponte

Mara, du hast viele Jahre lang für den Graphic-Novel-Verlag Oog & Blik gearbeitet - wie kam es jetzt zur Gründung eines Literaturverlags?

Ich habe den Graphic-Novel-Verlag ja zusammen mit meinem Vater betrieben. Jetzt wollte ich einfach mal etwas anderes machen. Und wenn ich mich mit Leuten aus dem Literaturbetrieb unterhalten habe, lief das außerdem oft so ab:

"Hi, und was machst du"?

Und ich so: "Ich bin Lektorin und Programmmacherin."

"Oh, cool, und was für Bücher macht ihr so?"

"Graphic Novels"

"Ah, äh, ich glaub ich muss mal zur Toilette."

Man wurde nicht so richtig ernst genommen, es war immer ein Kampf. Jetzt wollte ich mal was anderes machen. Mit der Literatur ist es jetzt schon ein Unterschied: Wir übersetzen Bücher von Autoren, die einige Leute vielleicht sogar schon mal gehört haben.
Ursprünglich hatte ich eigentlich vor, einen Kinderbuchverlag zu gründen, das war schon immer eine große Passion von mir. Aber das ist derzeit hier etwas schwierig, es gibt sehr viel Konkurrenz. Und unser Investor von Scratch Books, der das alles hier gestartet hat, schlug mir vor, doch übersetzte Literatur zu verlegen. Ich dachte kurz nach, weil ich wusste, dass ich da jemand mit Erfahrung brauchte. Ich fand einen guten Partner in Matthijs Ponte, der früher das Lyrikhaus Perdu geleitet hat und dessen Traum es schon immer war, einen Verlag zu gründen. Und so widmen wir uns jetzt den Stimmen, die vielleicht in der niederländischen Literatur sonst nicht so oft zu hören sind.

 

Und übersetzt ihr zumeist aus dem Englischen?

Nein, wir haben wirklich alle möglichen, teils auch etwas abseitigen Quellen. Wir haben einen Autor aus Uruguay, einen aus Kroatien, einen aus Frankreich, einen aus Irland (aber das ist Gälisch, nicht Englisch), und ja, einen aus den USA.

 

 

Aber wie entscheidet ihr dann, was euch gefällt, ihr sprecht ja nicht diese ganzen Sprachen?

Wir machen das so: Wenn wir zum Beispiel zur Frankfurter Buchmesse gehen und deutsche Agenten oder Verlage treffen, dann schauen wir uns zunächst ganz interessiert deren aktuelle Kataloge an. Dann legen wir den irgendwann zur Seite und stellen diese eine Frage: "Von allen deutschsprachigen Büchern: Welches sollten wir unbedingt mal lesen? Welches ist das absolute Lieblingsbuch?" Dann gibt es meistens eine kurze Pause - und dann geht das Gespräch über Literatur richtig los! Und da ist man dann wirklich bei den Inhalten, da geht es nicht um Aktualität, sondern um Qualität. Und manchmal macht es dann bei mir Klick und ich weiß: Dieser oder jener Titel interessiert mich brennend. Und hin und wieder sieht man den Leuten dann eine Art Glücksgefühl an, wenn sie sagen: "Ja, ich weiß auch nicht, warum dieses tolle Buch noch nicht übersetzt wurde, aber es ist wirklich ganz wunderbar."

 

Aber ob es dir dann auch gefällt, weisst du dann ja immer noch nicht.

Stimmt. Aber manchmal gibt es zumindest eine englische Übersetzung oder wenigstens eine Leseprobe. Man muss auch einfach sehr viel recherchieren. Und man muss sich halt jemanden suchen, der die Sprache spricht. Manchmal muss man einfach Vertrauen haben, in die Leute, die einen umgeben, und sich auf deren Urteil verlassen.

 

Eure Buchcover sind ziemlich ungewöhnlich für den niederländischen Markt, oder?

Ja, die meisten Bücher in den Läden haben eher Fotos vorne drauf - gerne schwer erkennbare Körperteile einer jungen Frau, am liebsten mit roten Locken. Es ist überall das gleiche. Man weiß immer nicht, was für ein Buch einen da erwartet - ist es ein Erotikroman? Oder auch gerne verwendet: Blumen. Wir versuchen, da etwas entgegen zu arbeiten.

 

Wie kommuniziert ihr das?

Das hier links ist unser Katalog - er ist aufgemacht wie ein Buch, weil wir die Liebe zum Lesen einfach wieder stärker zum Ausdruck bringen wollen. Wir haben ein ganzes Jahresprogramm reingepackt, also Texte zu allen acht Büchern aus 2016, mit Leseproben, dazu Interviews und Meta-Texte. Und diesen Katalog verteilen wir jetzt an Buchhändler und andere Interessierte.

 

Und ihr verwendet keine Autorenfotos, sondern Illustrationen?
Ja, genau, die sind toll. Erik Kriek hat sie gemacht.

 

 

Ernest J. Gaines

Alfred Jarry

Michael Muhammad Knight

Mario Levrero



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